"Natürlich gibt es eine jenseitige Welt.
Die Frage ist nur:
Wie weit ist sie von der Innenstadt entfernt
und wie lange hat sie offen"

Woody Allen

Krümelkunst

 

Leere Stühle, volle Gläser und Teigrobben in Seenot.

 

»Die beiden Stühle, ... könnten wir uns die ...?«

»Nee, kommt noch wer!«

Es war Viertel vor neun und ich wusste, dass August nicht mehr auftauchen würde.

Warum hatte ich nicht draußen auf ihn gewartet? Freitagabend im überfüllten Herrn Rossi und ich saß an einem runden Tisch, an dem man auch wunderbar zu dritt Platz nehmen könnte.
Seit zwanzig Minuten wehrte ich jeden Blick auf die zwei freien Stühle mit einem gequälten Lächeln ab. Vor mir stand eine Flasche Rotwein und ein leerer Brotkorb. Ich hatte die vielen kleinen Weißbrotscheiben nicht in wilder Verzweiflung in mich hineingestopft, ich hatte mir
die Wartezeit mit einem kleinen Teigkrümel-Bastelprojekt vertrieben. Solange meine Hände beschäftigt waren, fing mein Kopf nicht an zu denken. Auf der weißen Tischdecke stand ein Elefant mit langem Teigrüssel, daneben ein Teignashorn, zwei dicke Teigrobben kugelten auf
der Serviette hin und her. Gerade versuchte ich mich an einer Teiggiraffe, aber der Hals bröselte immer wieder auseinander.

»Äh, ... is hier noch ...?«

»Nee«, sagte ich, ohne aufzuschauen und fingerte weiter an meinem Giraffenhals herum. Ich könnte den Hals mit einem Serviettenfetzenschal stabilisieren oder mit Spucke. Mir fiel ein,
dass ich den Teig als Kind immer angeleckt hatte, das macht ihn klebriger und somit  formstabiler. Aber wollte ich hier inmitten der vielen  schönen Menschen an einer Teiggiraffe lutschen? Mein spindeldünner Lieblingskellner, der sehr viel Ähnlichkeit mit einem zerknickten Strohhalm hatte, winkte mir aus der hintersten Ecke des Restaurants zu. Trotz des vollen Ladens schaffte er es, mir zwischendurch die Hand auf die Schulter zu legen oder mir ein lustiges Anekdötchen von irgendeinem Doofi-Gast ins Ohr zu flüstern. Natürlich wusste er, auf wen ich hier wartete. Wahrscheinlich wusste er auch noch viel mehr. Vielleicht sogar mehr als ich.

Ich hatte meine Serviette in winzige Fetzen gerissen. Für einen Giraffenschal war sie inzwischen völlig unbrauchbar. Ich schenkte mir das dritte Glas Rotwein ein und schüttete die Hälfte daneben. Meine Teiggiraffe stand im Weinsee, die beiden Robben hatten endlich Nasses unter den Flossen und der Elefant schlürfte sich einen Schwips an. Am Ufer ankerte mein Handy.
Jetzt summte es leise. Eine Nachricht von August. Ich tupfte meiner Giraffe die Füße trocken
und stellte sie auf das Telefon. Dann schob ich mein Handy wie einen dicken Dampfer über den Weinsee.»Dööööt- Döööt!«, machte ich, als ich den dicken Robben auswich.

Der schlaue Eddi hatte mich von der ersten Minute an vor August gewarnt. Einer ersten Kommentare in dieser Sache war: »Pia! Wenn der Typ wirklich so schön und charmant ist,
wie du sagst, dann ist er unmöglich noch Single. Das widerspricht allen Regen der Fortpflanzungsbiologie.«

Das ist inzwischen ein gutes Jahr her und natürlich habe ich mich unsterblich in August verliebt.

In Tante Ruttis kleiner Diele standen schwarze Herrenlackschuhe, die niemandem gehörten.
An meinem Kleiderschrank in Berlin hing ein lindgrüner Kashmirpullover, der auch keinen Besitzer hatte. Viel zu oft habe ich mein Gesicht in der Wolle versenkt, um Augusts Geruch einzufangen. Vielleicht lässt sich der Fuhrmannsche Sockenschuss mit so einer Art okkulter Gleichzeitigkeit erklären: Vielleicht schmolz die erste Schneeflocke des Jahres auf Tante Ruttis Nasenspitze, als Sean Connery von einem Plakat zu ihr heruntersah. Vielleicht stand Rutti in einem frischen Haufen Hundekacke und gleichzeitig drückte sich eine schwarze Katze an ihrer rechten Wade vorbei?

Und in meinem Fall: Vielleicht konservierte der eiskalte Dampf der Tiefkühlpizza August erstes Lächeln in meinem Herzen. Dann wäre Dr. Oetker an allem Schuld. Oder war es eine Wagner-Steinofenpizza? Erstaunlich, ich kann es nicht mit Sicherheit sagen.

 

Pizzaprinz

 

Ein einsames Räuberbein, Tiefkühlkost für Nachtschwärmer und ein Tauschhandel von schicksalshafter Bedeutung.

 

Es fing an einer Tiefkühltruhe an. An einer Tiefkühltruhe mit romantischem Potential. Später nannten wir sie auch: Schicksalstruhe, Truhe der Verdammnis oder Pias kaltes Grab. Aber
jetzt greife ich weit voraus.

Die Truhe stand nicht in Tübingen, Lüneburg oder Würzburg, sondern im Prenzlauer Berg in Berlin. Allerdings ein Stadtteil, der seine Prominenz unter anderem dem Umstand verdankt,
dass er sich in vielerlei Hinsicht genauso anfühlt wie Tübingen, Lüneburg oder Würzburg.

Im Grunde ist der Prenzlauer Berg ein überfülltes Dorf mitten in Berlin. In den Bäumen wohnen Eichhörnchenfamilien. Die Kinder lassen ihre Bälle über das Kopfsteinpflaster hoppeln.
In meiner Straße hängen im Herbst sogar Äpfel an den Ästen und im Sommer blühen Geranien auf den Balkonen, die wir jedoch Pelargonien nennen und gerne zwanzig Euro pro Pflanze hinblättern. Ich duze alle Nachbarn bei mir im Haus. Wir leihen uns Eier und Mehl und Butter und Staubsauger aus. Wir tauschen Kochrezepte und Kopfschmerztabletten und nicht selten
auch die Männer. Wenn mein dicker Kater mal wieder im zweiten Hinterhof im Kellerschacht feststeckt, gibt es immer jemanden der seine aufwendige Rettungsaktion in die Wege leitet. Ich weiß mehr von meinen Nachbarn, als meine Eltern von ihren Nachbarn wissen, denn es gibt ja keine Jalousien. Und weil wir alle furchtbar locker sind, hängen wir natürlich auch keine Gardinen auf.

Als meine Flurnachbarin Halina vor zwei Jahren in unser Haus zog, wusste ich schon nach kurzer Zeit, dass sie sich gerne bei Devendra Banhart die Zähne putzte und den Zahnpastaschaum anschließend in ihre Blumentöpfe spuckte. Ich konnte ihr von meinem Küchenfenster aus dabei zusehen. Ich glaube, die Freundschaft zu Halina hat nicht bei uns im Treppenhaus begonnen, sondern schon lange vorher, hinter den Scheiben unserer Küchenfenster, durch die wir uns beide heimlich beobachtet haben.

Natürlich gab es im Prenzlauer Berg auch echte Tante Emma Läden. Sie sahen auf den ersten Blick nicht danach aus. Von außen versuchten sie nobel und weltstädtisch zu wirken, aber
sobald man den Laden betrat und sich die Schiebetür hinter einem schloss, fühlt es sich trotzdem so an. Mein Tante Emma Laden war ein Kaisers in der Winsstraße. Ich hoffe, er wird das Tengelmannfiasko unbeschadet übeleben. Ich könnte mit verbundenen Augen zu den Kichererbsen laufen und sollten die Salatgurken ihren Auslageplatz mit den Süßkartoffeln tauschen, würde es mir sofort ins Auge fallen. Ich plaudere mit der Kassiererin über verschollene Einkaufskörbe und mit dem Pfandflaschenmann über Benno Führmann. Schulden anschreiben und Weintrauben naschen wurde nicht ganz so gerne gesehen, wie in dem winzigen Tante Emma Laden meiner Kindheit, aber es gab andere Vorteile. Wir hatten hier keine wohlmeinenden Bonbonpetzen, und man brauchte sich auch nicht vor einer schlaflosen Nacht fürchten, weil man wiedermal vergessen hatte, den Pfarrer an der Wursttheke zu grüßen.

Als ich August das erste Mal in die Arme lief, wollte ich gerade ein paar Besorgungen für einen gemütlichen Abend mit Downton Abbey, Pizza und spanischem Rotwein machen. Noch vor fünf Minuten stand ich einem störrischen Overnight Kurier gegenüber, der sich standhaft weigerte, ein Paket von mir mitzunehmen. Ich hatte an diesem Tag ein aufwendiges Bilderbuchprojekt abgeschlossen, eine Geschichte über einen betagten Räuberhauptmann und seine abgehalfterte Bande. Meine Zeichnungen wurden im Verlag schon dringlich erwartet.

Ich erfand und zeichnete Kindergeschichten. Man konnte sich damit keine goldene Nase verdienen, aber für mich war es ein Traumberuf. Ich konnte auch an einem Tisch unterm Obstbaum zeichnen, den ganzen Tag im Schlafanzug arbeiten, auf meinem weißen Papier erfinden, wonach mir der Sinn stand, und im Hintergrund lief ein spannendes Hörspiel, ein Radiofeature oder stundenlang die neue Lieblingsmusik.

Als der übellaunige Paketbote an meiner Wohnungstür klingelte, hatte ich meine 32 bunten Aquarellcollagen noch nicht verpackt. Ich hatte nicht mal damit angefangen, weil ich immer
noch an einem Räuberbart herumpinselte, der mir nicht flauschig genug war. Und dann hatte
sich gerade eben noch eine Figur vom Blatt gelöst, der ich unbedingt noch etwas Kleber unter den Papierpo schmieren musste.

»Das wird nix«, maulte der Mann im Türeingang. »Ich komm morgen wieder!«

»Nee, nee. Das muss ja morgen schon in Hamburg sein.«

»Tja.«

»Es dauert nur drei Minuten, ich beeil mich.«

»Drei Minuten? Macht bei vierzig Paketen 120 Minuten. Das sind volle zwei Stunden. Zahln se mir dit?«, brüllte er durchs ganze Treppenhaus. »Den janzen Krempel kriegen Se nie im Leben
in drei Minuten verpackt. Wett- ick!«

Erst als ich auf die Idee kam, den Mann mit einem zerknitterten fünf Euro Schein und einem Bündel Salzstangen zu bestechen, lenkte er ein.

Als er zehn Minuten später, mit meinem Paket unterm Arm, die Treppen hinunterlief, atmete
ich erleichtert auf. Am liebsten hätte ich mich gleich in mein Sofa gebeamt: Pizza auf den Knien, Weinglas griffbereit, Fernbedienung schon in der Hand. Ich wollte Downton Abbey gucken, bis mir die Augen zufielen. Bis die wunderschöne Mary Crawley endlich wieder glücklich in den Armen eines hübschen Lords lag. Vielleicht käme Halina dazu. Dann könnten wir zusammen schmachten und zwischendurch auf mein fertiges Bilderbuch anstoßen. Leider war mein Kühlschrank komplett leergeräumt und meine Weinbestände aufgebraucht. Der letzte Rotweinrest, den ich ausfindig machen konnte, schmeckt nur noch den Fruchtfliegen.

Als ich vorm Supermarkt vom Fahrrad stieg, klingelte das Handy in meiner Jackentasche. Eddi war am Apparat. Vielleicht hatte ihn eine Vorahnung zum Hörer greifen lassen. Sein Anruf hätte meinem Schicksal in letzter Minute einen Stoß in eine andere Richtung geben können. Eddi wollte mich für zwei, drei Gläser nach Kreuzberg ins Möbel Olfe locken, eine seiner Lieblingsbars. Aber meine Sehnsucht nach zwei, drei Gläschen Wein in den eigenen vier Wänden, in dicken Wollsocken und langem Gammelpulli, war größer. Eddi versuchte nur halbherzig, mich zu überreden.

»Pia, und wenn der lustige Schweizer wieder da ist?«

»Dann grüß ihn von mir. «

»Ihr habt euch doch so großartig unterhalten. Und er riecht soo gut.«

»Ach Eddi ...«

»Ich würd ihn nehmen. «

»Du hast Charly. «

»Wegen der Segelohren, so was kann man doch heute ...«

Ich seufzte laut in den Hörer: »Herrje. Ich guck mir den Schweizer nächste Woche noch mal genauer an. Heute Abend würden meine Augenringe mit seinen Segelohren um die Wette
eifern. Hab einen schönen Abend und grüß Charly. «

Eddi seufzte etwas leiser in die Muschel. »Na dann Pia. Ab in die Wollsocken. Und grüß du
mir deine Lords und Ladys.«

Eddi hatte in den vielen Jahren unserer Freundschaft ein gutes Gespür für meine romantischen Sehnsüchte entwickelt. Wir kannten uns aus Schulzeiten und somit aus einem anderen Leben. Eddi hatte bei meinem ersten Kuss Schmiere gestanden und nach meinem letzten Kuss mal wieder eine Familienpackung Taschentücher vorbeigebracht. Zwischen diesen beiden Küssen lagen fast fünfzehn Jahre.

Im Supermarkt lief ich im Stechschritt durch die Regalreihen. Eine Flasche Rotwein kullerte bereits durch meinen Einkaufskorb. Ich bog zu zu den Tiefkühltruhen ab, um mir noch ein leckeres Auftauwunder für den Backofen zu besorgen. Entscheidungsfreudig griff ich nach der letzten Packung Mozzarella-Pizza, doch auf der anderen Seite der Truhe war jemand schneller.

»Oh, wolltest du auch?«

Ein hübscher Mann sah mich an.

Ein verirrter Märchenprinz!

Ich war als Kind haushoch in den dunklen, schönen Prinzen aus Drei Nüsse für Aschenbrödel verliebt. Hier stand er leibhaftig vor mir. Mit kleiner Kerbe im Kinn und ohne seinen flatterbunten Märchenfummel. Schick angezogen war er trotzdem: weißes Hemd, dunkelblaue Anzughose (mit Bügelfalte!), darüber ein verdammt lässiger Trenchcoat. Aber neben der brummenden Tiefkühltruhe wirkte er irgendwie deplatziert.

»Nee, nimm ruhig«, sagte ich endlich.

Mein Gegenüber schaute unschlüssig auf die Pizzapackung in seinen Händen und ließ den Blick erneut über das Tiefkühlsortiment gleiten.

»Ich nehm dann Schinken-Pilze, ist schon in Ordnung«, schickte ich hinterher und hoffte die Sache damit abzukürzen. Ich fühlte mich ganz und gar nicht Schönling tauglich. Im Atelier
hatte ich den ganzen Tag mit Sprühkleber herumhantiert, bestimmt war mein Gesicht voller schwarzer Schlieren, die ein Uneingeweihter auch für Schimmelpilz halten konnte. Ich gehörte nicht zu den Frauen, die selbst mit der herannahenden Flutwelle im Augenwinkel noch einen kurzen Blick in den Spiegel werfen. Ich hatte mir nicht mal die farbverschmierten Hände gewaschen, bevor ich aus dem Atelier gesprungen war. Meinen Lippenstift hatte ich aufgetragen, während ich schon in den Mantel geschlüpft war. Keine Ahnung, ob er auch wirklich auf meinen Lippen gelandet war.

»Gilt nicht auch an Tiefkühltruhen: Frauen und Kinder zuerst?«, kam es von der anderen Seite der Truhe und wunderschöne, graublaue Augen sahen mich belustigt an. Ich könnte hinter der Truhe abtauchen und auf den Knien bis zum Gemüse krabbeln, um mich in Sicherheit zu bringen, dachte ich. Doch stattdessen hörte ich mich patzig sagen: »Dass zwischen so viel Bügelfalten ein echter Gentlemen steckt, hätte ich mir ja denken können.«

Mein Gegenüber wirkte unbeeindruckt. »Und dass man sich vor Mädchen mit Indianerbemalung hüten sollte, war mir auch gleich klar. Du hast übrigens ein kleines Bein an der Stirn hängen.«

»Ein ... Bein?« Ich griff mir ins Gesicht und pflückte einen Papierschnipsel von der Stirn. Es war tatsächlich ein kleines Papierbein. Rote Stiefel, blaue Pluderhose, das linke Bein eines Räubers aus meinem just verschnürten Bilderbuchprojekt.

»Ein Räuberbein«, sagte ich verblüfft.

»Ein Räuberbein? Und wo steckt der restliche Räuber? «

»Festgeklebt. An der Tischplatte. «

»Wirklich?« Der hübsche Fremde sah mich mit gespieltem Entsetzen an. Ich zuckte gleichgültig mit den Schultern. 

»Du siehst auch nicht aus, als würdest du dein Geld ganz ohne Blutvergießen verdienen.« 

»Stimmt, aber ich mache mir niemals selbst die Hände schmutzig. Kein Blut aufs frisch gebügelte Hemd«, parierte er lässig. Dann hielt er mir die Pizzapackung hin. »Was hältst du
von einem Tauschhandel. Du kriegst die Pizza und ich kriege das Bein.«

»Und was willst du mit einem Bein ohne Räuber dran?«

Er zuckte mit den Achseln. »Ich weiß nicht, aber es scheint mir der Anfang von etwas Großem
zu sein.« Er schmunzelte.

Nun lief ich doch rot an. Ich tat so, als würde ich noch ein letztes Mal die zahlreichen Pizzaalternativen überprüfen und freute mich über den kühlen Wind, der aus der Tiefkühltruhe emporstieg.

»Guter Deal«, sagte ich nach einer Weile, noch immer mit Blick auf das Pizzaangebot. Dann kam es zu einer professionellen Übergabe. Räuberbein und Pizza wechselten den Besitzer. Ich
drückte die Packung an mich und sah zu, wie meine charmante, neue Bekanntschaft das kleine Papierbein vorsichtig in die Brusttasche seines Hemdes gleiten ließ. Dabei fiel mir auf, dass er doch nicht ganz so perfekt aussah, wie ich im ersten Augenblick gedacht hatte. Ich entdeckte einen kleinen blauen Fleck am Hemdkragen, die Bügelfalten verloren sich auf Kniehöhe und der schicke Trenchcoat zeigte am Saum ein paar feine Knitterfalten. Da war mein hübscher Pizzaprinz am Ende des Tages wohl ein wenig in Unordnung geraten.

Er sah mich fragend an und ich schüttete schnell den Kopf.

»Danke für die Pizza.«

»Danke für das Bein.«

Er fischte sich eine Salamipizza aus der Truhe und ließ sie in seinen Korb fallen. Kurz standen wir beide unschlüssig auf den verschiedenen Seiten der Truhe herum, dann sagte er lächelnd:

»Na dann. Wir sehen uns.«

»Na, dann«, sagte ich und nickte.

Der schöne Pizzaprinz schlenderte davon und ich sah ihm nach, bis er irgendwo in Höhe der Haushaltsartikel zu den Kassen abbog. Meine Gedanken wanderten noch viel länger hinter ihm her. Erst als meine Bluse nass und kalt an meiner Brust kleben blieb, fiel mir auf, dass ich noch immer regungslos an der Tiefkühltruhe lehnte. Die Pappschachtel mit der Mozzarella-Pizza umschlang ich wie einen Geliebten. Und der war inzwischen fast aufgetaut.

 

 ...